Klangvolles Gedenken beim 3. Kölner Chorprojekt am 9. November 2024
Zum 3. Chorprojekt lud der AK Christliche Popularmusik | AK SINGLES erneut in die Johanneskirche nach Köln-Sülz/Klettenberg. Bewusst legte man das Programm auf den geschichtsträchtigen 9. November. Bereits in der Überschrift „Welch ein Tag… - Am seidenen Faden“ (beides Liedtitel der Kölner Band Ruhama) kündigte sich die Vielschichtigkeit der denkwürdigen Ereignisse an (Ausrufung der Weimarer Republik 1918, Reichspogromnacht 1938, Mauerfall 1989), welche sich in der Auswahl des musikalischen Repertoires widerspiegelte.
Die Chorleitung übernahm Joachim Geibel, u.a. Leiter der Erzbischöflichen Musikschule der Kölner Dommusik, dem es gelang, die rund 50 Sänger*innen aus Köln und Umgebung aufeinander einzustimmen und auf sympathisch-charmante Weise für das ambitionierte Programm zu begeistern. Dieses bestand aus meist vierstimmigen Chorsätzen, die sowohl in die gemeinsame Abendandacht zum Abschluss des Tages als auch in den Matinee-Gottesdienst am nächsten Morgen einflossen. Gesungen wurde aus den Chorbüchern von Ruhama, deren Mitglied Thomas Quast auch die Gesamtorganisation des Projektes innehatte. Mit Marina Herrmann, Andrea Hommelsheim und Michael Lätsch begleitete das „Ruhama-Quartett“ den Chorgesang. Musikalisch abgerundet wurde das Klangerlebnis durch das virtuose Spiel des Saxophonisten Romano Schubert.
Die Besonderheit der Veranstaltung, da waren sich die Sänger*innen in ihren Rückmeldungen einig, lag sowohl im wohlwollenden Miteinander unter den Teilnehmenden, als auch in der Kombination aus professioneller Leitung des Projektchors und persönlicher Erläuterung durch den Komponisten: Immer wieder streute Thomas Quast oft berührende Erinnerungen oder Anekdoten zum Hintergrund einzelner Stücke ein, die Aufschluss über Text und Musik gaben und den Bogen zum Gedenktag schlugen.
Zum ersten Mal gab es am Projekttag, der mit finanzieller Unterstützung des Stiftungszentrums im Erzbistum Köln stattfand, auch die Möglichkeit zu individueller Stimmbildung unter professioneller Anleitung von Marina Herrmann; dies stieß auf großes Interesse und war bereits vor Start der Veranstaltung ausgebucht. Daneben gab es die Möglichkeit zum Austausch und Gesangscoaching mit Andrea Hommelsheim („Ich-Präsenz beim Solo-Gesang“).
Für den Matinee-Gottesdienst am Sonntagmorgen des 10. November mit Textbeiträgen von Günter Wallraff musste der bekannte Kölner Schriftsteller und Journalist krankheitsbedingt absagen. Mit Theo Dierkes vom Westdeutschen Rundfunk (WDR 5) fand man einen Lektor, der die Botschaften um Wert und aktuelle Gefährdung unserer Demokratie eindrücklich zu vermitteln wusste. Mit dem feinsinnigen Arrangieren von politischer Prosa und geistlichem Lied fand die Veranstaltung in der vollbesetzten Johanneskirche einen bewegenden Abschluss.
Thomas Johannsen

